Schlagwort: Prof. Radermacher

  • CO2-Abfangen: Das in Deutschland ungenutzte Potential

    CO2-Abfangen: Das in Deutschland ungenutzte Potential

    Gibt es Alternativen zu Elektromobilität und dem Einsparen von CO2? „Ja!“, ist die klare Antwort von Prof. Radermacher. „Das Problem ist, dass durch Verbrennungsprozesse CO2 in die Atmosphäre eintritt. Es geht also darum: Kann man das vermeiden?“.

    Dazu müsse man das CO2 dort abfangen, wo es ausgestoßen wird, z.B. an Kohlekraftwerken und Zementwerken. Anschließend kann das Treibhausgas dazu verwendet werde, E-Fuels herzustellen oder man pumpt es in erschöpfte Gas- und Ölfelder.

    In Deutschland wird über diese Methode bisher noch wenig nachgedacht. Anders sieht es in Nordamerika und Norwegen aus. Dort findet dieses Verfahren, namentlich Carbon Capture Utilization and Storage (CCUS), schon seit 30 Jahren Anwendung.

    Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Artikel des österreichischen Magazins “ ÖAMTC“ und im Podcast mit Prof. Radermacher. Scrollen Sie dazu bitte zur Episode 31.

    Bildquelle: Catazul (Pixabay)

  • Wieso wollten Sie dem CEET beitreten, Herr Prof. Radermacher?

    Wieso wollten Sie dem CEET beitreten, Herr Prof. Radermacher?

    Auf diese und andere Fragen antwortet Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Radermacher in einem neuen Video des Council of Engineers for the Energy Transition (CEET).

    Seine Antwort darauf, sowie auf die Frage, was er für besondere Erfahrungen in das CEET mitbringt oder wieso besonders Ingenieure wichtig für den Klimawandel sind, finden Sie auf der LinkedIn-Seite des CEET.

    Zuletzt wird Prof. Radermacher nach einem Rat für heutige und zukünftige Ingenieure gefragt, die daran arbeiten, die Energiewende voranzutreiben. „Behaltet alle Dimensionen des Problems im Blick, seid unkonventionell. Habt gute Ideen und den Mut, sie umzusetzen. Versucht etwas zu entwickeln, das die Welt noch nie gesehen hat. […] Vielleicht kannst du als junger Mensch der Welt helfen“.

    Bildquelle: ©Südwest Presse Ulm, Volkmar Könneke

  • Projektende: „Allianz für Entwicklung und Klima“

    Projektende: „Allianz für Entwicklung und Klima“

    Für das FAW/n endete zum Jahreswechsel 2022/23 nach mehr als vier Jahren das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Begleitforschungsprojekt zur Allianz für Entwicklung und Klima. Ende November 2022 gab es eine offizielle Verabschiedung im Ulmer Rathaus. Im Namen der Stiftung und des Unterstützerkreises der Allianz für Entwicklung wurde Prof. Radermacher eine Urkunde zum Dank für seinen großen persönlichen Einsatz überreicht.

    Nachdem das FAW/n den Impuls für die Etablierung einer Multiakteurspartnerschaft gab, deren Anliegen – im Sinne des „Milliardenjokers“ von Franz Josef Radermacher – die nichtstaatliche Förderung von Entwicklung im Sinne der Agenda 2030 und internationalen Klimaschutz ist, wurde diese Idee im Frühjahr 2018 in ein Projekt des Ministeriums überführt. Von diesem Moment an war das FAW/n gemeinsam mit dem BMZ und später auch mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) für die Konzeptionierung und Implementierung der Allianz für Entwicklung und Klima verantwortlich. Die Allianz wurde 2020 in eine selbstständige Stiftung überführt.

    Zum Projektende wurde eine Abschlussstudie „Die Allianz für Entwicklung und Klima jenseits der CO2-Kompensation – Zukünftige Potenziale“ erstellt. Ihre Botschaft: Die Notwendigkeit internationaler Beiträge zur Agenda 2030, zum Klimaschutz und zum Biodiversitätserhalt ist derart groß, dass die Welt dringend neue Instrumente jenseits der Kompensation von CO2 benötigt, um das volle nichtstaatliche Potenzial zu erschließen, ohne das es keine Lösung für die genannten Herausforderungen geben kann.

    In diesem Sinne wird das FAW/n die Themen natürlich auch nach dem Projektabschluss weiterbearbeiten, denn das Zusammendenken von Entwicklung im Sinne der Agenda 2030 sowie Umwelt- und Klimaschutz wird zukünftig noch viel mehr Raum bekommen müssen als dies aktuell der Fall ist.

    Bild: Verabschiedung des FAW/n im Ulmer Rathaus mit von links: Dr. Tobias Orthen (FAW/n), Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz Josef Radermacher (FAW/n), Fritz Lietsch (Geschäftsführer forum Nachhaltig Wirtschaften, Moderator der Veranstaltung), Regina Simon (FAW/n), Prof. Dr. Estelle Herlyn (FAW/n), Peter Renner (Vorstand Sitftung Allianz für Entwicklung und Klima), Gesa Schöneberg (Leiterin Forschung & Beratung, Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima), Gunter Czisch (Oberbürgermeister der Stadt Ulm) und Nikolas Lokau (FAW/n)

    Bildquelle: FAW/n

  • Aufruf des „Ältestenrats des Klimas“

    Aufruf des „Ältestenrats des Klimas“

    Der Sammelband „In tiefer Sorge – Was jetzt zu tun ist, um die Welt zu retten“ vereint viele Menschen, die sich schon ihr ganzes Leben auf verschiedene Arten für das Klima und dessen Schutz eingesetzt haben. Leider mit zu wenig Erfolg. Die Autoren der Beiträge sind Wissenschaftler wie Prof. Franz Josef Radermacher, aber auch Aktivisten, Vertreter von Naturschutzorganisatoren, Unternehmer und Politiker. Sie alle suchen Antworten auf die großen Fragen der Klimakrise und rufen die Welt zum Handeln auf.

    Prof. Radermacher stellt in seinem Beitrag einmal mehr die sozioökologische Marktwirtschaft in den Vordergrund. Er schreibt auch über die Frustration, dass schnelle, nationale Lösungen von vielen Menschen den durchdachten und globalen Ideen vorgezogen werden, was im Endeffekt zu wenig Fortschritt führt. Zusammen mit den anderen Autoren lautet sein Appell: Es muss dringend etwas geschehen und zwar JETZT!

    Das Buch ist am 26. Oktober 2022 erschienen. Eine ausführlichere Zusammenfassung finden Sie im offiziellen Pressebericht. Bestellen können Sie das Buch hier.

    Bildquelle: Pixabay (congerdesign), Buchcover

  • Radermacher: „Wir werden einen massiven Wohlstandsverlust erleben“

    Radermacher: „Wir werden einen massiven Wohlstandsverlust erleben“

    Derzeit hat unsere Gesellschaft mit vielen Problemen zu kämpfen. Von der Klima- und Energiekrise bis zum Krieg in der Ukraine und den stark gestiegenen Preisen. Im Interview mit dem Magazin der IHKs im Regierungsbezirk Freiburg „Wirtschaft im Südwesten“ zeigt Prof. Radermacher auf, was er für Folgen der derzeitigen Entwicklung hält.

    „Ein Problem ist, dass alles eilt. Die Natur der Themen lässt nicht zu, dass wir sie der Reihe nach angehen.“ Das Kernproblem sei zu differenzieren, welche Strategien darauf abzielen, nur den reichen Ländern zu nutzen und welche tatsächlich gut für das Klima wären. Als Lösungen nennt Prof. Radermacher „Carbon Capture Usage Storage: CO2 einfangen, nutzen, verpressen“ und „Nature Based Solutions: Aufforsten, Humusbildung, Regenwaldschutz und alles was dazugehört“.

    Das gesamte Interview mit weiteren Themen wie die Sinnhaftigkeit des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und ob mehr erneuerbare Energien Probleme lösen können, finden Sie hier.

    Bildquelle: Cup of Couple (Pexels)

  • Einladung zur Veranstaltung „Wage zu denken 2022“

    Einladung zur Veranstaltung „Wage zu denken 2022“

    Wir möchten Ihnen hiermit eine herzliche Einladung zur diesjährigen Veranstaltung „Wage zu denken – Unternehmen und Regionen auf dem Weg in den GREEN DEAL“ aussprechen. Die Veranstaltung findet an drei Tagen von Do. 13.10 bis Sa. 15.10. im Veranstaltungs- und Seminarzentrum „Weissensee-Haus“ statt.

    Auf dem Programm stehen Vorträge und Diskussionen von und mit 12 Referent*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wirtschaft und Wissenschaft. Auch Prof. Radermacher wird gleich am ersten Tag einen Vortrag zu dem spannenden Thema „Der European Green Deal: Einordnung in ein schwieriges internationales Umfeld“ beisteuern.

    Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Programm finden Sie auf der Webseite der Veranstaltung.

    Bildquelle: Landschaft des Wissens

  • Berufung von Prof. Radermacher zum CEET

    Berufung von Prof. Radermacher zum CEET

    In Anerkennung unserer Arbeit in der globalen Orientierung erfolgte am 01. Juni 2022 die Berufung von Prof. F. J. Radermacher in den UN-Council of Engineers on the Energy Transition (CEET). Das CEET ist ein hoch qualifiziertes, global aufgestelltes Gremium von Ingenieuren und Energie-Experten. Es unterstützt den Generalsekretär der Vereinten Nationen bei dem Ziel, eine Koalition zur Erreichung der CO2-Neutralität bis 2050 aufzubauen. Außerdem sollen mit Hilfe des Gremiums technische Wege gefunden werden, um bis Mitte des Jahrhunderts ein klimaneutrales Energiesystem zu erreichen.

    Professor Radermacher ist nun eines der derzeit 32 Mitglieder des neu berufenen Gremiums. Die Mitglieder repräsentieren alle Kontinente und haben unterschiedliche berufliche Hintergründe. In den nächsten Monaten werden weitere Personen dem Gremium beitreten, bis es 50 Mitglieder umfassen wird.

    Foto: ©Südwest Presse Ulm, Volkmar Könneke

  • „Man muss Ressourcen für alle schaffen!“

    „Man muss Ressourcen für alle schaffen!“

    Zufrieden ist Prof. Radermacher mit der aktuellen Klimapolitik nicht, wie man in seinem Interview mit dem ISOCELLER nachlesen kann. „Wir beobachten ein „Panikkonzert“, bei dem mit inadäquaten Methoden versucht wird, ein 50 Jahre altes Problem zu lösen“, stellt er klar. Der Grund dafür sei, dass das Klima genau wie die Ukraine oder die Pandemie instrumentalisiert wird, um Wählerstimmen zu bekommen, aber keine Lösung auf Probleme folgt.

    Deutschland und Österreich seien zu klein um auf nationaler Ebene etwas bewirken zu können. Das Geld für den Klimaschutz soll allerdings im Land gehalten werden, was dazu führt, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel viel Geld kosten und letztendlich keine ausschlaggebende Wirkung zeigen. Dazu sei der Bevölkerungswachstum in Asien und Afrika zu groß und „all diese Menschen wollen leben, brauchen Strom, Lebensmittel und Wasser.“

    Einmal mehr appelliert Prof. Radermacher an die Verantwortlichen, internationale Lösungswege zu finden, „Carbon Capture“ zur Speicherung und Verwendung von CO2 und E-Fuel, also synthetische Kraftstoffe aus Wasser und Kohlenstoffdioxid, zu nutzen. Was sich genau unter den Begriffen versteht, wird im Magazin ISOCELLER erläutert.

    Hier können Sie auf Seite 18 das gesamte Interview nachlesen.

    Bildquelle: Umwelt Foto (rawpixel.com – de.freepik.com)

  • Alles nur Schein? Die europäische Klimapolitik aus Sicht von Nigerias Vizepräsidenten

    Alles nur Schein? Die europäische Klimapolitik aus Sicht von Nigerias Vizepräsidenten

    Eine nationale Klimapolitik ist aus Sicht von Prof. Radermacher nicht zielführend. Aus diesem Grund empfiehlt er, über den deutschen bzw. europäischen Tellerrand zu blicken und zuzuhören, was andere Staatschefs beispielsweise in Afrika zu sagen haben. Nigerias Vizepräsident Yemi Osinbajo äußerte sich in der Zeitschrift „The Economist“ zur Klimapolitik reicher Länder. Seine Bilanz ist regt zum Nach- bzw. Umdenken an.

    Im Vordergrund steht Energie. Dabei geht es Osinbajo nicht um die Beleuchtung von Häusern, sondern um die Teilhabe an globaler Energie, die als Voraussetzung für Industrie und Fortschritt gilt. Die wachsende Population Nigerias führt außerdem dazu, dass bis 2050 das 15-fache der derzeit benötigten Energie erforderlich wird. Damit dieser Energiebedarf nicht auf Kosten des Klimas gestillt wird, rufen reiche Nationen zur ausschließlichen Verwendung erneuerbarer Energien auf. Ohne die Unterstützung der Nationen, die eben dies fordern, ist das allerdings schwerlich möglich.

    Osinbajo fordert die Unterstützung Nigerias einerseits unter anderem bei „Projekten zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, Datenmanagementsysteme, Speicherkapazität, Elektrofahrzeuge und sauberem Kochen“. Andererseits sollte die Finanzierung fossiler Brennstoffe in Entwicklungsländern nicht generell untersagt sein, da auch Europa derzeit noch an Gas Investitionen festhält.

    Den gesamten Artikel, der von Prof. Radermacher empfohlen wird, finden Sie hier.

    Bildquelle: Wikimedia, Tope A. Asokere (Pexels)

  • Statement: Prof. F. J. Radermacher zur Situation in der Ukraine

    Statement: Prof. F. J. Radermacher zur Situation in der Ukraine

    Bezug: Vortrag und Medienecho bei den Königsbronner Gesprächen am Sa. 09.04.2022

    Ich habe am Samstag, den 09. April 2022, den Festvortrag bei den 09. Königsbronner Gesprächen gehalten. Initiator und Organisator dieser Gespräche ist der langjährige Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter (CDU).


    Gegenstand der Veranstaltung war Klimaaußenpolitik. Im Verlauf der Debatte wurde dann auch auf die Ukraine-Krise eingegangen. Aus dem Publikum heraus wurde ich gebeten, etwas zu möglichen Verhandlungsoptionen/-positionen für einen Frieden zu sagen. Ich konnte meine Sichtweise aber nicht darlegen, da ich schon bei meinem historischen Rückblick durch den Moderator unterbrochen wurde. Offenbar hat diese Situation zu massiven Missverständnissen geführt. Ich stelle deshalb nachfolgend meine Positionen und Anliegen kompakt dar, auch als Informationsquelle für interessierte Personen.

    Vorbemerkung

    Ich äußere mich als Beobachter des aktuellen Geschehens. Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg versuche ich die handelnden Personen auf den verschiedenen Seiten zu verstehen und friedensfähige Lösungen zu finden. Für das Verstehen sind die historischen Fakten, zumindest über die letzten zwei Jahrhunderte, von zentraler Bedeutung, ebenso geopolitische Gegebenheiten.
    In der Analyse geht es mir insbesondere darum, wie eine gefährliche, ein großes Eskalationspotential beinhaltende Situation, durch kluges Verhalten und zustimmungsfähige Kompromisse evtl. in einer Weise bewältigt werden kann, die für die Beteiligten und die Welt gute Perspektiven für die weitere Zukunft eröffnet.

    1. Die Staatlichkeit der Ukraine steht außer Frage, auch wenn es sie erst seit einigen Jahrzehnten gibt. Klar ist auch, dass der russische Angriff auf die Ukraine einen eklatanten Bruch des Völkerrechts darstellt.
    2. Das Wichtigste ist in der jetzigen Lage das Bemühen um einen tragfähigen Frieden. Das ist entscheidend für die Zukunft der Ukraine, aber auch für die Zukunft Russlands. Russland hat als Supermacht für die Zukunft der Welt eine extreme Bedeutung.
    3. Der Ukraine wurde die Staatlichkeit in der Historie lange vorenthalten, weil andere Staaten das Land der heutigen Ukraine und die dortige Bevölkerung für sich reklamierten. Den Kurden (etwa 40 Millionen Menschen) geht es bis heute immer noch so (vgl. Anhang). Russland, das osmanische Reich, Österreich-Ungarn, Polen und auch Preußen und Deutschland waren in den letzten 200 Jahren wesentliche Akteure bei der Verhinderung einer eigenständigen Staatlichkeit der Ukraine.
    4. Die Ukraine, die eine eigenständige Kultur und Historie besitzt, existierte seit 1922 als Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik als Teil der neu gegründeten Sowjetunion, nicht als unabhängiger Staat. Die Sowjetunion hat dann 1991 die Ukraine in eine eigene Staatlichkeit entlassen, dies verbunden mit der Gründung der Gemeinschaft unabhängiger Staaten, zu der Russland, Weißrussland und die Ukraine gehörten. Die Unabhängigkeit der Ukraine und ihre Eigenstaatlichkeit wurden dann rasch weltweit anerkannt.
    5. Dass Teile eines großen staatlichen Ganzen zu eigenständigen Staaten werden, ist in der Geschichte oft mit Krieg und großen Zerstörungen verbunden gewesen, so bei der Auflösung von Jugoslawien, des osmanischen Reiches und von Österreich-Ungarn.
    6. Wie schwierig das Thema einer Trennung von Teilen eines Staates in Richtung Unabhängigkeit ist, zeigen die aktuellen Konflikte um Katalonien (als Teil Spaniens) und Schottland (als Teil von Großbritannien). Die EU steht bei solchen Fragen, auch aufgrund rechtlicher Gegebenheiten, immer auf der Seite ihrer Mitgliedsstaaten, nicht auf der Seite derjenigen, die sich unabhängig machen wollen. Proklamierte Freiheit ist in diesem Kontext kein Argument.
    7. Historisch ist das vielleicht eindrücklichste Beispiel für die Verhinderung von Unabhängigkeit der amerikanische Bürgerkrieg 1861-1865. Die meisten südlichen Mitglieder der Vereinigten Staaten unternahmen 1861 wegen gravierender politischer Meinungsverschiedenheiten mit den übrigen Mitgliedsstaaten den koordinierten Versuch, sich durch Austritt aus den Vereinigten Staaten und Gründung einer Konföderation staatlich selbständig zu machen. Dies wurde vom Norden nicht akzeptiert und führte zum amerikanischen Bürgerkrieg/Sezessionskrieg (1861 – 1865). Es war dies ein langer und blutiger Krieg, der mit dem Sieg des Nordens endete. Die Mitglieder der Konföderation des Südens wurden gezwungen, wieder Teil der Vereinigten Staaten zu werden und ihre Ambitionen auf eine eigene Staatlichkeit aufzugeben.
    8. Die Auflösung der Sowjetunion erfolgte friedlich – ohne Druck durch einen verlorenen Krieg – durch Akzeptanz auf Seiten der in der Sowjetunion dominierenden russischen Seite. Dabei hätte in der Ausgestaltung der Trennungsbedingungen von der Ukraine auch anders entschieden werden können und beispielsweise die Krim als Teil Russlands eingeordnet werden können. Auch hätte die Sowjetunion der Ukraine Neutralität als Voraussetzung für Unabhängigkeit abverlangen können.
    9. Neutralität als Voraussetzung für eine eigene, von Russland akzeptierte Staatlichkeit ist z.B. 1941 für Finnland und nach dem 2. Weltkrieg für Österreich durch die russische Seite durchgesetzt worden.
    10. Russland hat die Wiedervereinigung Deutschlands, die bei Frankreich und Großbritannien zunächst nicht auf große Akzeptanz gestoßen ist, aus eigenen Stücken akzeptiert – wie auch die Staatlichkeit der Ukraine und vieler anderer Republiken innerhalb der UdSSR. Ich bin der Politik und den Menschen in Russland gegenüber persönlich sehr dankbar für diese historisch ungewöhnliche Großzügigkeit. Diese Großzügigkeit ist eng mit dem Namen des damaligen Präsidenten der Sowjetunion, Michael Gorbatschow, verbunden. Er wurde für seinen Einsatz für die Beendigung des Kalten Krieges 1990 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
    11. Russland hatte im Zuge der deutschen Wiedervereinigung, die von russischer Seite freiwillig und für alle Beteiligten sehr überraschend akzeptiert wurde, mündliche Zusagen erhalten, dass die NATO sich nicht ohne vorherige Absprache immer weiter nach Osten auf die russische Grenze hinzubewegen würde. Dies wurde später in den politischen Prozessen und in der öffentlichen Kommunikation nicht mehr so vermittelt. Die aktuellen Entwicklungen im Kontext einer öffentlich diskutierten, nicht definitiv ausgeschlossenen weiteren NATO-Osterweiterung in Richtung Ukraine sieht Russland, wohl auch aufgrund historischer Erfahrungen mit brutalem militärischem Druck aus dem Westen in mehreren großen Kriegen, wohl ebenso aufgrund der erkennbaren zunehmend stärkeren Westorientierung der Ukraine als Bedrohung und ist nicht bereit, dies zu dulden.
    12. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass die USA ähnlich ablehnend reagiert haben, als die Sowjetunion 1962 Raketenstellungen auf Kuba installiert hat. Die USA waren nicht bereit, dies so nahe an ihrem Territorium zu dulden. Russland hat seine Waffensysteme letztlich aus Kuba zurückziehen müssen. Die Welt stand damals am Rande eines Atomkriegs.
    13. Die USA haben als Supermacht, wie Russland, ihr eigenes Verhalten immer wieder nach eigenem Interesse ausgestaltet, gegebenenfalls auch gegen das Völkerrecht. Im langen Prozess der Entwicklung der USA gab es bei aller Unterschiedlichkeit in den Details auch eine starke Analogie zur heutigen Situation in der Krim, nämlich bei dem „Wechsel“ von Texas weg von Mexiko hin zu den Vereinigten Staaten. Das gilt auch für die dann nachfolgende weitere massive Ausweitung des Territoriums der USA zu Lasten des „Nachbarn“ Mexiko (vgl. Anhang).
    14. Wie kann es nun weitergehen? Nachdem jetzt beide Kriegsparteien erhebliche Verluste haben hinnehmen müssen, auf Seiten der Ukraine verbunden mit großem Leiden der Zivilbevölkerung, gibt es eine Chance auf einen Frieden, der die Eigenstaatlichkeit der Ukraine nicht in Frage stellt, zugleich die seit Auflösung der UdSSR immer wieder artikulierten russischen Anliegen/Forderungen ernst nimmt und potenziell der Ukraine als Staat eine tragfähige Perspektive eröffnet.
    15. Die Erfahrungen des Krieges haben bei der Bevölkerung der Ukraine den nationalen Zusammenhalt und die Zustimmung zur staatlichen Einheit, auch in Abgrenzung zu Russland, deutlich erhöht. Das ist eine gute Basis für die Zukunft des Landes nach einem tragfähigen Friedensvertrag, zu dem es hoffentlich in den nächsten Monaten kommen wird.
    16. Eine Friedenslösung für die Ukraine sollte, verbunden mit den Erfahrungen durch den Kriegsverlauf, die Motivation Russlands zu weiteren Gebietsansprüchen gegenüber seinen Nachbarn zumindest erheblich reduzieren.

    Das gesamte Video zum Vortrag im Rahmen der 10. Königsbronner Gespräche finden Sie unter diesem Link. Die Publikumsfrage, sowie die darauf folgende Äußerung zum Ukraine-Konflikt finden Sie hier.

    Weitere Informationen:

    Bildquelle: © Thomas Klink / T. Klink – Fotografie