Schlagwort: Agenda 2030

  • Methanolökonomie – neuer Beitrag von Prof. F. J. Radermacher

    Methanolökonomie – neuer Beitrag von Prof. F. J. Radermacher

    Die internationale Energie- und Klimakrise überwinden – Methanolökonomie und Bodenverbesserung schließen den Kohlenstoffzyklus

    Franz Josef Radermacher

    Abstract

    Die weltweite Energie- und Klimakrise kann wachstumskompatibel und wohlstandsfördernd gelöst werden. Die mittlerweile fast panischen öffentlichen Debatten in Richtung eines Weltuntergangs, Klimaplanwirtschaft, Elektrifizierung des gesamten Mobilitätssektors etc. werden der Mehrdimensionalität der Herausforderung in keiner Weise gerecht. Der beschriebene Ansatz hingegen erlaubt es Afrika, Indien und anderen Schwellenländern den Entwicklungsweg Chinas einzuschlagen – ohne negative Klimawirkung. Mit dem beschriebenen Ansatz sind die SDGs bis 2050 umsetzbar. Drei wesentliche Elemente sind zu kombinieren: (1) Methanolökonomie, (2) Böden als Kohlenstoffspeicher und (3) Entwicklung fördernde CO2-Kompensationsprojekte zur Umsetzung der Agenda 2030.

    Stark vereinfachte Darstellung.

    Der auf Kohlenstoffbasierten Flüssigkeiten gegründete Teil der Ökonomie kann beim vorgeschlagenen Vorgehen bis 2050 um 50 % ausgeweitet werden. Durch viermalige Recyclierung des Kohlenstoffs im Kontext einer Wasserstoff-/Methanolökonomie werden die CO2-Emissionen dennoch auf nur noch etwa 10 Milliarden Tonnen pro Jahr (heute 34 Milliarden Tonnen pro Jahr) abgesenkt, dies trotz erheblicher wirtschaftlicher Wachstumsprozesse. Ein entsprechendes Investitions- und Umbauprogramm kann der Sektor der fossilen Energien, einer der leistungsstärksten Wirtschaftssektoren der Welt, bis 2050 umsetzen. Die jährlichen Investitionen im Methanolbereich liegen bei etwa 600 Milliarden Euro pro Jahr.

    Durch massive weltweite Aufforstung, insbesondere auf marginalisierten Böden in den Tropen, Förderung der Humusbildung in der Landwirtschaft, vor allem auch in semiariden Gebieten, Einsatz von Biokohle etc. können Böden zu einer Kohlenstoffsenke für die verbleibenden 10 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr werden. Dies steigert zugleich die landwirtschaftliche Produktivität und ist für die massiv steigenden Anforderungen an die Ernährung in einer Welt in Wohlstand mit 10 Milliarden Menschen ohnehin erforderlich. Insgesamt wird so der Kohlenstoffkreislauf geschlossen. Wald- und Landwirtschaftsprojekte spielen für die in 2018 durch das BMZ lancierte Allianz für Entwicklung und Klima eine zentrale Rolle.

    Diese fördert neben internationalem Klimaschutz insbesondere auch Entwicklung und damit die soziale Seite des Weges in die Zukunft. Über hochwertige Projekte in Nichtindustrieländern werden zugleich Co-Benefits zu allen SDGs (Agenda 2030) und positive Klimaeffekte erzielt. Dies birgt große Chancen für das Ziel, dass die Größe der Weltbevölkerung in 2050 mit 10 Milliarden Menschen ihr Maximum erreicht und in der Folge langsam wieder absinkt.
    Dabei ist die Methanolökonomie der Schlüssel für die beschriebene Lösung. Sie wird gespeist durch preiswerten Wüstenstrom aus dem Sonnengürtel der Erde. So wie die Erfindung der Dampfmaschine vor 300 Jahren die Basis für die volle Entfaltung des Potentials der Kohle zur Wohlstandsmehrung für die Menschheit war, sind die erneuerbaren Energien, verbunden mit dem Sonnenpotential großer Wüsten (Desertec 2.0) der Schlüssel dafür, die Menschheit mit einer Wasserstoff-/Methanolökonomie aus der aktuellen Sackgasse bezüglich Entwicklung, Energie und Klima, herauszuholen.

    Bildquelle: Philippe Roos (flickr) Ain-Beni-Mathar-2010-10-27-016

  • Neuer Bericht des Weltklimarates

    Neuer Bericht des Weltklimarates

    „Der aktuelle Bericht des Weltklimarates spricht eine deutliche Sprache: Der Klimawandel wird immer mehr zur Überlebensfrage der Menschheit. Handeln wir jetzt nicht entschlossen, werden Millionen Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Um den Klimawandel zu bremsen und Schäden abzufedern, hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr 3,65 Milliarden Euro bereitgestellt. Gut drei Milliarden Euro davon hat allein das Bundesentwicklungsministerium zur Verfügung gestellt, um Klimaschutz- und Anpassungsprojekte in Entwicklungsländern zu ermöglichen.

    Aber das ist viel zu wenig. Wir müssten mindestens die 10-fache Summe in die Förderung einer Entwicklung investieren, die klimaneutral ist. Das erfordert die Erzeugung von Negativemissionen in großem Umfang, z.B. durch Aufforstung und eine humusintensive Landwirtschaft in semiariden Zonen, aber auch die Förderung von erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und synthetischen Kraftstoffen in Nicht-Industriestaaten.

    Leider werden diese internationalen Ansätze in der deutschen Debatte bisher zu wenig aufgegriffen. Man ist vor allem mit der Situation in Deutschland und mit Aktivitäten vor Ort beschäftigt, obwohl diese alleine das Klimaproblem nicht lösen können. Schon für die angestrebten nationalen Maßnahmen reicht das Geld nicht. Für eine umfangreichere internationale Klimafinanzierung gibt es erst recht keine ausreichenden Mittel. Das alles hindert aber nicht daran, den Bericht des Weltklimarates so zu interpretieren, als würde er den nationalen Fokus ebenfalls ins Zentrum rücken.

    Wir freuen uns vor dem beschriebenen Hintergrund, dass Minister Müller und das BMZ in den nächsten Monaten eine Multistakeholder Initiative „Allianz für Entwicklung & Klima“ ins Leben rufen werden, um nicht-staatliche Akteure, vor allem Unternehmen und wohlhabende Privatpersonen, für freiwillige Beiträge zum internationalen Klimaschutz und zur Umsetzung der Agenda 2030 zu gewinnen, dies mittels freiwilliger CO2-Kompensationsmaßnahmen hoher Qualität in Nicht-Industrieländern.

    Die Aktivierung nicht-staatlicher Akteure ist in der aktuellen Situation eine der größten Chancen, die wir haben, um das 2°C-Ziel vielleicht doch noch zu erreichen.“

    Plant-for-the-Planet, die Global Marshall Plan Initiative, der Senat der Wirtschaft, die Stiftung Verantwortung und viele weitere Akteure verfolgen eine andere Linie. Internationale Aktivitäten, massive Aufforstung, negative Emissionen und die Thematisierung der besonderen Verantwortung der Top-Emitters. Das sind wohlhabende Personen mit ausgeprägtem Lebensstil und vielen hundert Tonnen individueller CO2-Emissionen pro Jahr.

    Links:

    Bildquelle: pixabay/SD-Pictures

  • Neue Publikationen des FAW/n

    Neue Publikationen des FAW/n

    Alle im Sonderbericht des Weltklimarates „Global Warming of 1.5 °C“ angesprochenen Punkte finden sich in dem neuen Buch „Der Milliardenjoker“, erschienen im Murmann-Verlag, des Institutsleiters, das als Antwort auf den aktuellen Weltklimabericht gelesen werden kann.

    Ein Buch mit vielen überraschenden Hinweisen, Informationen und Erkenntnissen. Wer qualifiziert in der aktuellen Lage mitreden will, sollte dieses Buch unbedingt gelesen haben.

    Klima. Positiv. Jetzt.
    Die Erderwärmung schreitet unaufhaltsam voran. Die entscheidende Frage: Kann die Weltgemeinschaft die Klimakatastrophe noch verhindern?
    Franz Josef Radermacher ist vorsichtig optimistisch. Sein Vorschlag ist brillant einfach und konsequent durchgerechnet: Nichtstaatliche Akteure in Deutschland und Europa kompensieren zusätzlich zu allen gesetzlichen Vorgaben und sonstigen individuellen Maßnahmen freiwillig und auf eigene Kosten ihre Klimagasemissionen über hochwertige CO2-Kompensationsprojekte in Nicht-Industrieländern. Dabei werden zugleich erhebliche Co-Benefits bezüglich der UN-Nachhaltigkeitsziele der Weltgemeinschaft erschlossen. Schlüsselelemente in der Umsetzung sind Wiederaufforstung, Humusbildung, Renaturierung von Feuchtgebieten, Einsatz erneuerbarer Energien und klimaneutrale synthetische Kraftstoffe.

    Überwindung von Zielkonflikten zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Für eine ökologisch-soziale Ausrichtung des Wirtschaftens und eine Inwertsetzung degradierter Natur.

    Der Milliarden-Joker.

    Franz Josef Radermacher ist einer der führenden Wirtschafts- und Systemwissenschaftler dieses Landes. Auf internationalem Parkett berät er Regierungen, Unternehmen, Verbände und NGOs.

    Weitere Informationen

    Zum selben Thema ebenfalls gerade erschienen:

    Klimaneutralität – Hessen 5 Jahre weiter

    Martin J. Worms, Franz Josef Radermacher

    Springer Fachmedien Wiesbaden, 01.10.2018 – 308 Seiten

    Die Klimafrage gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die weltweiten CO2-Emmisionen entwickeln sich dabei ständig nach oben. Das Land Hessen hat in diesem Kontext als eine politische Einheit auf mittlerer Ebene einen wichtigen Schritt getan, der eine große Hebelwirkung zu entfalten beginnt. Hessen hat als erstes deutsches Bundesland erklärt, die eigene Verwaltung bis 2030 klimaneutral stellen zu wollen. Das hessische Klimaneutralitäts-Projekt ist eingebettet in die übergreifende Nachhaltigkeitsstrategie des Landes und innerhalb dieser Strategie ein Projekt von herausragender Bedeutung.

    Auszug aus dem Vorwort

    Die Weltgemeinschaft hat sich im Bereich des Klimaschutzes die Einhaltung des 2°C-Ziels auf die Fahnen geschrieben. 2015 in Paris wurde das Ziel sogar in Richtung „deutlich unter 2°C“ verschärft. Dieses Ziel verlangt, dass die mittleren Temperaturen weltweit im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auch zukünftig um deutlich weniger als 2°C gegenüber der vorindustriellen Zeit ansteigen. Aufgrund wissenschaftlicher Analysen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bestehen genau unter dieser Bedingung dann noch gute Chancen, die Klimaveränderungen ohne katastrophale Auswirkungen für die Menschheit zu bewältigen. Gemäß der Weltklimakonvention aus dem Jahr 1992 in Rio de Janeiro wie dem Klimavertrag von Paris 2015 geht es dabei darum, in gemeinsamer, aber geteilter Verantwortung zwischen den Staaten dieser Welt den Risiken einer unkontrollierten Veränderung der Atmosphäre Herr zu werden.
    In dieser Situation hat sich das Land Hessen 2009 dazu entschlossen, das Ziel der Klimaneutralität der Landesverwaltung ab 2030 zu erreichen, und geht damit weit über die bestehenden gesetzlichen Verpflichtungen hinaus. Das Land hat zwischenzeitlich dieses Ziel in seiner Nachhaltigkeitsstrategie systematisch und in Verbindung mit weiteren Aktivitäten verfolgt und besitzt damit Vorbildcharakter und eine hohe Ausstrahlungskraft. Es handelt dabei im eigenen Bereich im Wesentlichen bei seinen Liegenschaften, aber auch bei den Dienstreisen der Beschäftigten und das Land bewirkt noch viel mehr in der Wechselwirkung mit zahlreichen Akteuren in Hessen auf allen Ebenen.

    Der vorliegende Band zeigt das in Hessen erreichte Spektrum von Aktivitäten zum Thema auf, das uns als Herausgeber besonders freut, dokumentiert das Geleistete und bettet dies in den globalen Kontext ein. Wer hätte vor acht Jahren gedacht, dass so viel in dieser kurzen Zeit möglich sein würde oder auch vor fünf Jahren, als die erste Auflage des jetzt überarbeiteten und neu publizierten Buches „Klimaneutralität – Hessen geht voran“ auf den Markt kam.